Alle Artikel von Stefan Tobias

Restaurierung einer Intarsientruhe

Das Möbel besteht aus zwei übereinandergestellten Teilen – einem Sockel mit Schubladen und einem Truhenkasten mit Deckel. Auf der Vorderseite ist die Truhe durch drei Ionische Pilaster und zwei rundbogige Arkadenfelder gegliedert. Die beiden Truhenfüllungen (spiegelverkehrt) zeigen Intarsien mit Ruinenarchitekturdarstellungen. Die beiden Schubladenaufdoppelungen im Sockel  sind mit Vogeldarstellungen und Mauerwerk intarsiert. Diese werden gegliedert durch Lisenen mit Blumenkrügerleinlagen.

Intarsientruhe vor der Restaurierung

Bei näherer Betrachtung erkennt man, dass die Truhe aus älteren und neueren Bestandteilen zusammengebaut ist. Vermutlich ist das Möbel eine Kreation des späten 19. Jahrhunderts. Die Intarsienfelder der Truhe stammen vermutlich aus dem letzten Drittel des 16. Jahrhunderts.  Auch die kanellierten Pilaster mit ionischen Kapitellen sind ältere Zutaten.

Schäden

Die gesamte Truhe ist verschmutzt und weist eine orange, dick aufgetragene Wachsschicht auf, die das Intarsienbild verunklärt. Einige Quader der Rundbögen sind lose bzw. sind bereits abgefallen. Die Intarsienfelder haben nur vereinzelt Fehlstellen. Manche Intarsienteile haben sich bereits gelöst und sind durch das Eindringen von Schmutz an den Rändern etwas aufgebogen. In den Truhenseiten und im Deckel sind Schwundrisse. Bei einer früheren Restaurierung wurden die Intarsienfüllungen stark abgeschliffen, dadurch wurden Wurmlöcher freigelegt. Diese wurden mit einem dunklen Wachskitt geschlossen. Die kannelierten Pilaster sind mit einer dunklen Lasur überzogen.

Schäden durch Schwund des Grundholzes

Restaurierungsmaßnahmen

Festigung loser Holzteile und Intarsienstücke. Ergänzung fehlender Einlagen. Ausspanen der Schwundrisse. Entfernen der dunklen Wachskittungen und Ergänzung dieser durch eine wasserlösliche, der Holzfarbe entsprechenden Kittung. Enfernung der orangen Wachsschicht, Reinigung und Neuauftrag einer transparenten Wachsschicht. Die dunkle Lasur an den Pilastern wurde auf Kundenwunsch etwas ausgedünnt.

Leimen loser Bereiche mittels Hostophanfolie, Glutinleim und einer heißen (ca. 60°) Alu-Zulage

Entfernung der orangen Wachsschicht

Linke Schubladenfront vor der Restaurierung

Ergänzung des stark wurmzerfressenen Holzes in Riegelahorn. Ergänzung an einem Blatt. Die grünen Einlagen sind aus Buche – die Grünfärbung wurde durch den Befall eines Pilzes der Gattung Chlorociboria erzeugt. Die Verwendung solcher Hölzer wurde nachweislich in der Zeit des Manierismus verwendet.

Linke Schubladenfront nach der Restaurierung

Intarsientruhe nach der Restaurierung

 

 

Restaurierung einer Altstadttür in Hall

Es handelt sich um eine zweiflügelige Eingangstür mit Oberlichte. Die Türflügel setzten sich aus jeweils einem Türblatt aus Fichte und einer starken Rahmen-Füllung-Aufdoppelung aus Wahlnussholz und Eiche (Füllungen) zusammen. Vor das durch gotisches Maßwerk unterteilte Oberlichtfenster ist ein formgleiches schmiedeeisernes Gitter gesetzt.

Die Eingangstür kann stilistisch an das Ende 19. Jahrhunderts datiert werden. Die Messingbeschläge sind vermutlich Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden.

Vor der Restaurierung nach der Restaurierung
Vor der Restaurierung                                               Nach der Restaurierung

Schäden

Beeinträchtigung der Funktionalität. Durch die stark ausgeleierten Langbänder bzw. abgenützten Kloben hängt die rechte Tür, dadurch streift sie am Boden. Die linke Tür klemmt zwischen Kämpfer und Boden – kann ohne Hilfsmittel nicht geöffnet werden. Der untere Schließriegel an der linken Tür ist defekt. An der Türinnenseite der rechten Tür sind im oberen und im unteren Bereich Fehlstellen. An der Türaußenseite sind Abnützungsspuren an der Oberfläche. Im unteren Bereich blättert die Holzlasur ab.

Maßnahmen

Vor der Demontage wurde die Tür mit Schmied (Fa. Schmiede Pernlochner, 6063 Rum) auf die Funktionalität geprüft und eingestellt. Demontage der Tür mit Oberlichte und Oberlichtgitter. Einsetzten eines Provisoriums.

Türblatt, Türaufdoppelung und Oberlichte:

Leimen loser Bereiche. Ergänzung der Fehlstellen. Kürzen des linken Türblattes um ca. 0,5 cm an der Unterseite. Ins rechte untere Langband wurde eine Kupferhülse eingesetzt. Festigung des wurmzerfressenen Holzes im unteren Bereich mit einem Holzfestigungsmittel. Ergänzung am rechten Türflügel im oberen Rahmenbereich. Abziehen der vorhandenen Oberfläche mit Ziehklingen. Abbürsten des Rostes an den Langbändern, einlassen mit Leinöl roh. Begradigen des hängenden Drückers, Reinigung und leichtes Aufpolieren.

Entfernung der loser Fensterkittungen am Oberlichtfenster – Ergänzung dieser durch neue Kittung. Auffrischung der vorhandenen Fensterkittung durch Einarbeiten von frischem Leinölkitt; Reinigung. Oberflächenbehandlung der Türaußenseiten des Kämpfers und der Oberlichte mit pigmentierter Leinöllasuranstrichen.

Geschmiedetes Oberlichtgitter:

Abschaben und -bürsten der dicken vorhandenen Oberflächenschicht. Behandlung mit Leinölanstrichen (Grundierung ; Rostschutzfarbe ; Leinölfarbe , Eisenglimmer, Schmiedezunder)

 

Restaurierung eines Kabinettschrankes

Repräsentativer Kabinettschrank mit Schubladenfassade

Der Schrank wurde im Laufe der Zeit mehrmals überarbeitet. Der älteste Teil stammt vermutlich aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts.

Dieser Möbeltyp entstammt aus der Familie der Kabinettschränke. Der Kabinettschrank entwickelte sich Ende des 15. Jahrhunderts aus dem sogenannten Escritorio (Schreibtisch), einem transportablen rechteckigen Kasten mit abklappbarer Schreibfläche. Das Innenleben wird durch Schubladen und Fächer gegliedert. Im Laufe der Zeit entwickelten sich einige Typen dieses Möbels.  Ab dem letzten Drittel des 17. Jahrhunderts – der sogenannte „Repräsentative Kabinettschrank mit Schubladenfassade“. Dieser stand meist auf einem Tisch an der Wand eines Wohn- bzw. Staatsraumes (Cornet, Die Augsburger Kistler, 2016).

Kabinettschrank vor der Restaurierung
Kabinettschrank vor der Restaurierung
Beschreibung

Das Möbel ist architektonisch gegliedert – in Sockel- (Krepis)-, Haupt- (Säulen)- und Gesimszone (Gebälk). Die Schubladenfront mit mittiger Tür wird flankiert von zwei gewendelten marmorierten Säulen. Diese haben korinthische Kapitelle. An den Säulensockeln sind vergoldete und versilberte groteskenartige Schnitzapplikationen angebracht. Die Tür hat eine marmorierte Füllung und aufgesetzte Karyatidenpilaster. Die Möbelseiten zieren  jeweils zwei marmorierte Füllungen, die durch vergoldete Profile gerahmt sind.

Die Oberflächengestaltung zeichnet sich durch die Imitation kostbare Materialien wie Ebenholz,  roter und gelber Marmor, Gold und Silber aus.  Auf den 15 Schubladen sind Landschaftsmalereien (vermutlich 1. Hälfte 18. Jahrhundert hinzugefügt) mit Jagdmotiven, zum Teil auch mit asiatisch anmutenden Szenen, eingebettet in eine italienische Landschaft mit ruinenartiger Architektur. Vermutlich sind die Anregungen für die Motive aus diversen Stichvorlagen, die damals im Umlauf waren, entnommen worden. Die Schubladen können über die mittige Türöffnung durch Ziehknöpfe entriegelt werden.

Schadensbild

Der gesamte Schrank ist stark verschmutzt. Er wurde im Laufe der Zeit mehrmals überarbeitet. Der Giebelschmuck des Schrankes sowie eine Schublade sind verlustig, zwei Schubladen wurden im 19. Jahrhundert ergänzt und mit Bildern versehen. Diese wirkten bezüglich ihrer Farbgebung und Qualität nach der Gesamtreinigung der Schubladenfronten als unzureichend. Das Schloss an der Tür und die Füße fehlen. Der Firnis an den Schubladenfronten ist stark vergilbt. Es befinden sich einige Fehlstellen im Bereich der Schnitzereien. Die Fassung weist erhebliche Schäden auf – die schwarze Fassung kreidet. Im unteren Bereich und an den Seiten des Schrankes wurden Profile zum Teil ergänzt und/oder mit einer Bronzierung versehen. In den Schubladeninnenflächen befindet sich ein barockes Marmorpapier (in Kammtechnik gezogen) das Fehlstellen aufweist, in zwei Schubladen ist es nicht mehr vorhanden.

Fassungsschäden, Fehlbereiche
Fassungsschäden, Fehlbereiche
Maßnahmen

Trockene und feuchte Reinigung des Möbels. Ergänzung der verlustigen Schublade und der Füße sowie des Schlosses. Abnahme des vergilbten Firnisses und Reinigung der Schubladenfronten. Auftrag eines neuen Firnisses. Ergänzung der Fehlstellen an Schnitzereien und Fassung. Festigung der kreidenden Fassung. Auftrag einer reversiblen schwarzen Lasur. Entfernung der Bronzierung und Ergänzung durch Polimentvergoldung. Ergänzung der Fehlstellen am Marmorpapier in den Schubladen. Die beiden im 19. Jahrhundert gemalten Schubladenfronten werden durch einen Bilderrestaurator überarbeitet.

Ergänzung Kapitell
Ergänzung Kapitell
Ergänzung Applikation
Ergänzung Applikation
Abnahme des Oberflächenschmutzes mit Gel auf wässriger Basis
Abnahme des Oberflächenschmutzes mit Gel auf wässriger Basis
Abnahme des vergilbten Firnisses mit Lösemittelgel
Abnahme des vergilbten Firnisses mit Lösemittelgel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kabinettschrank nach der Restaurierung
Kabinettschrank nach der Restaurierung, die drei Schubladen sind noch in Arbeit

 

Restaurierung Uhrgehäuse

Das Uhrwerk (bereits ausgebaut) stammt aus der Zeit um 1780, das vergoldete Gehäuse ist vermutlich später zu datieren. Vor der Bühne einer korinthischen Tempelarchitektur ist eine Szene aus der griechischen Mythenwelt dargestellt. Das Uhrgehäuse ist in Linde geschnitzt und vergoldet.

Uhrgehäuse vor der Restaurierung
Uhrgehäuse vor der Restaurierung

Das Ziel der Restaurierung ist die Wiederhertstellung eines einheitlichen Gesamtbildes. Ergänzung der fehlenden Bereiche, Schließen der Fehlstellen sowie Reinigung der stark verschmutzten Vergoldung.

Den Figuren fehlen zum Teil  Arme, Hände, Füße. An den korinthischen Säulenkapitälen fehlen etliche Akanthuszungen, am Krügerl fehlen Bereiche im Blumenschmuck.

Holzergänzungen
Holzergänzung
Holzergänzung
Holzergänzung

 

 

 

 

 

 

 

 

Als Ergänzungsmaterial wurde dem Original entsprechend Linde verwendet. Die Ergänzungen wurden je nach Art der der umgebenden Vergoldung entweder in Polimentmatt- oder Polimentglanzvergoldung ausgeführt. Die Figuren wurden durch Holzstäbchen (ehmalige Befestigung mit diversen Metallnägel) steckbar befestigt. Als Reinigungsmittel für die Vergoldung diente hauptsächlich Shellsol T und für einige wenige Bereiche Ethanol.

Uhrgehäuse nach der Restaurierung
Uhrgehäuse nach der Restaurierung

Restaurierung Gründungskartusche der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol

Die Kartusche stammt aus der Mitte des 18. Jahrhundert. Der querovale Kartuschenspiegel ist konvex, und dunkelbraun-schwarz gefasst. Die Widmung zur Gründung der Universitätsbibliothek ist in goldenen lateinischen Großbuchstaben geschrieben.
Die Kartusche ist aus Zirbenholz geschnitzt und gefasst/vergoldet (Polimentvergoldung).

Gründungskartusche vor der Restaurierung
Gründungskartusche vor der Restaurierung

Schäden

Die Kartusche ist verschmutzt und weist einige Fehlstellen (Akanthusdekor und Blätter am Lohrbeerzweig) auf.  Fassungsschäden bis zum Holzträger und bis zum Kreidegrund sind am gesamten Ojekt zu finden. Die Vergoldung ist an einigen Stellen stark abgerieben,  wirkt stumpf und matt.

Ast vor der Restaurierung
Ast vor der Restaurierung
Ast fertig
Ast mit Ergänzungen, nachvergoldet und patiniert

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Restaurierungsmaßnahmen

Ergänzung der Fehlteile, Reinigung, Festigung loser Fassungsschichten, Schließen der Fehlstellen und Nachvergoldung. Auftrag eines dünnen Firnis zum Wiederanfeuern und zum Schutz der Vergoldung.

Gründungskartusche n R
Gründungskartusche nach der Restaurierung

 

Restaurierung Portal des Sommerhauses im ehem. Königlichen Haller Damenstift

Westportal vor der Restaurierung
Westportal vor der Restaurierung
Ergänzungen der Fehlstellen
Westportral mit Ergänzungen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Beschreibung

Das Portal wurde im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts gefertigt. Es besteht aus zwei nach innen zu öffnenden Türen. Diese sind in Rahmen – Füllung – Bauweise gemacht. Wobei auf der Außenseite Längs- und Querfriese und im oberen Füllungsbereich Querpaneelen mit Holznägeln aufgedoppelt sind. Als Holz wurden verschiedene Nadelhölzer (hauptsächlich Lärche und Zirbelkiefer) verwendet. An den Innenseiten Nußbaum. Das korbbogenförmige Oberlichtenfenster mit bleiverglasten  Putzenscheiben ist nach innen herausnehmbar. Auf der Außenseite ist ein kunstvoll geschmiedetes Metallgitter angebracht.

Restaurierungsziel

Das Ziel war eine möglichst zurückhaltende bzw. auf den Erhalt der alten Holzsubstanz konzentrierte Restaurierung. (Das Metallgitter des Oberlichtenfensters wurde noch nicht restauriert). Restaurierung der alten Beschläge.

Schadensbefund

Die Türen streifen beim Öffnen am Boden. Durch unzähligen korrodierte Metallnägel, die im Laufe der Jahrhunderte angebracht wurden, entstanden einige Fehlstellen mit Holzverlust. Etliche lose Bereiche an der Aufdoppelung. Zum Teil würfelbrüchige Fehlstellen an den Aufdoppelungen und starke Abwitterung des Holzes ( z.T bis auf die Hälfte der ehem. Holzstärke). Weiters wurden die Türen sowie auch die Beschläge bei einer ehemaligen Überarbeitung vermutlich mit einem Dispersionslack überstrichen.

stark abgewitterte Paneel e
stark abgewitterte Paneelen

Restaurierungsmaßnahmen

Wiederherstellung der Öffnungsfunktion durch leichtes abschleifen der Türunterseiten. Festigung der loser Aufdoppelungen durch Holznägel und Weißleim (Wasserfest), Ergänzung der würfelbrüchigen Stellen bzw. Austausch der zu stark abgewitterten Teile . Anschleifen, Bürsten und Reinigung der Türoberfläche an der Außenseite auf die letzte Leinölschicht. Kitten der kleineren Fehlstellen mit Leinölkitt.

Leinölsanstrich:

  • 1 x Grundierung mit rohem Leinöl.
  • Zwei farbige Anstriche mit pigmentierter Leinölfarbe.

Beschläge:

Abnahme der alten Farbschichten im Azetonbad. Abnahme der Korrosion durch Sandstrahlen. Die ehemalige Verzinnung ist nur mehr spärlich vorhanden – darum Beruhigung der Oberfläche durch Retusche der Beschläge auf schwarzgebranntes Erscheinungsbild mit Polaroid B71 und schwarzen Pigmenten.

Westtor nach der Restaurierung
Westtor nach der Restaurierung