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Restaurierung einer Intarsientruhe

Das Möbel besteht aus zwei übereinandergestellten Teilen – einem Sockel mit Schubladen und einem Truhenkasten mit Deckel. Auf der Vorderseite ist die Truhe durch drei Ionische Pilaster und zwei rundbogige Arkadenfelder gegliedert. Die beiden Truhenfüllungen (spiegelverkehrt) zeigen Intarsien mit Ruinenarchitekturdarstellungen. Die beiden Schubladenaufdoppelungen im Sockel  sind mit Vogeldarstellungen und Mauerwerk intarsiert. Diese werden gegliedert durch Lisenen mit Blumenkrügerleinlagen.

Intarsientruhe vor der Restaurierung

Bei näherer Betrachtung erkennt man, dass die Truhe aus älteren und neueren Bestandteilen zusammengebaut ist. Vermutlich ist das Möbel eine Kreation des späten 19. Jahrhunderts. Die Intarsienfelder der Truhe stammen vermutlich aus dem letzten Drittel des 16. Jahrhunderts.  Auch die kanellierten Pilaster mit ionischen Kapitellen sind ältere Zutaten.

Schäden

Die gesamte Truhe ist verschmutzt und weist eine orange, dick aufgetragene Wachsschicht auf, die das Intarsienbild verunklärt. Einige Quader der Rundbögen sind lose bzw. sind bereits abgefallen. Die Intarsienfelder haben nur vereinzelt Fehlstellen. Manche Intarsienteile haben sich bereits gelöst und sind durch das Eindringen von Schmutz an den Rändern etwas aufgebogen. In den Truhenseiten und im Deckel sind Schwundrisse. Bei einer früheren Restaurierung wurden die Intarsienfüllungen stark abgeschliffen, dadurch wurden Wurmlöcher freigelegt. Diese wurden mit einem dunklen Wachskitt geschlossen. Die kannelierten Pilaster sind mit einer dunklen Lasur überzogen.

Schäden durch Schwund des Grundholzes

Restaurierungsmaßnahmen

Festigung loser Holzteile und Intarsienstücke. Ergänzung fehlender Einlagen. Ausspanen der Schwundrisse. Entfernen der dunklen Wachskittungen und Ergänzung dieser durch eine wasserlösliche, der Holzfarbe entsprechenden Kittung. Enfernung der orangen Wachsschicht, Reinigung und Neuauftrag einer transparenten Wachsschicht. Die dunkle Lasur an den Pilastern wurde auf Kundenwunsch etwas ausgedünnt.

Leimen loser Bereiche mittels Hostophanfolie, Glutinleim und einer heißen (ca. 60°) Alu-Zulage

Entfernung der orangen Wachsschicht

Linke Schubladenfront vor der Restaurierung

Ergänzung des stark wurmzerfressenen Holzes in Riegelahorn. Ergänzung an einem Blatt. Die grünen Einlagen sind aus Buche – die Grünfärbung wurde durch den Befall eines Pilzes der Gattung Chlorociboria erzeugt. Die Verwendung solcher Hölzer wurde nachweislich in der Zeit des Manierismus verwendet.

Linke Schubladenfront nach der Restaurierung

Intarsientruhe nach der Restaurierung

 

 

Restaurierung eines Kabinettschrankes

Repräsentativer Kabinettschrank mit Schubladenfassade

Der Schrank wurde im Laufe der Zeit mehrmals überarbeitet. Der älteste Teil stammt vermutlich aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts.

Dieser Möbeltyp entstammt aus der Familie der Kabinettschränke. Der Kabinettschrank entwickelte sich Ende des 15. Jahrhunderts aus dem sogenannten Escritorio (Schreibtisch), einem transportablen rechteckigen Kasten mit abklappbarer Schreibfläche. Das Innenleben wird durch Schubladen und Fächer gegliedert. Im Laufe der Zeit entwickelten sich einige Typen dieses Möbels.  Ab dem letzten Drittel des 17. Jahrhunderts – der sogenannte „Repräsentative Kabinettschrank mit Schubladenfassade“. Dieser stand meist auf einem Tisch an der Wand eines Wohn- bzw. Staatsraumes (Cornet, Die Augsburger Kistler, 2016).

Kabinettschrank vor der Restaurierung
Kabinettschrank vor der Restaurierung
Beschreibung

Das Möbel ist architektonisch gegliedert – in Sockel- (Krepis)-, Haupt- (Säulen)- und Gesimszone (Gebälk). Die Schubladenfront mit mittiger Tür wird flankiert von zwei gewendelten marmorierten Säulen. Diese haben korinthische Kapitelle. An den Säulensockeln sind vergoldete und versilberte groteskenartige Schnitzapplikationen angebracht. Die Tür hat eine marmorierte Füllung und aufgesetzte Karyatidenpilaster. Die Möbelseiten zieren  jeweils zwei marmorierte Füllungen, die durch vergoldete Profile gerahmt sind.

Die Oberflächengestaltung zeichnet sich durch die Imitation kostbare Materialien wie Ebenholz,  roter und gelber Marmor, Gold und Silber aus.  Auf den 15 Schubladen sind Landschaftsmalereien (vermutlich 1. Hälfte 18. Jahrhundert hinzugefügt) mit Jagdmotiven, zum Teil auch mit asiatisch anmutenden Szenen, eingebettet in eine italienische Landschaft mit ruinenartiger Architektur. Vermutlich sind die Anregungen für die Motive aus diversen Stichvorlagen, die damals im Umlauf waren, entnommen worden. Die Schubladen können über die mittige Türöffnung durch Ziehknöpfe entriegelt werden.

Schadensbild

Der gesamte Schrank ist stark verschmutzt. Er wurde im Laufe der Zeit mehrmals überarbeitet. Der Giebelschmuck des Schrankes sowie eine Schublade sind verlustig, zwei Schubladen wurden im 19. Jahrhundert ergänzt und mit Bildern versehen. Diese wirkten bezüglich ihrer Farbgebung und Qualität nach der Gesamtreinigung der Schubladenfronten als unzureichend. Das Schloss an der Tür und die Füße fehlen. Der Firnis an den Schubladenfronten ist stark vergilbt. Es befinden sich einige Fehlstellen im Bereich der Schnitzereien. Die Fassung weist erhebliche Schäden auf – die schwarze Fassung kreidet. Im unteren Bereich und an den Seiten des Schrankes wurden Profile zum Teil ergänzt und/oder mit einer Bronzierung versehen. In den Schubladeninnenflächen befindet sich ein barockes Marmorpapier (in Kammtechnik gezogen) das Fehlstellen aufweist, in zwei Schubladen ist es nicht mehr vorhanden.

Fassungsschäden, Fehlbereiche
Fassungsschäden, Fehlbereiche
Maßnahmen

Trockene und feuchte Reinigung des Möbels. Ergänzung der verlustigen Schublade und der Füße sowie des Schlosses. Abnahme des vergilbten Firnisses und Reinigung der Schubladenfronten. Auftrag eines neuen Firnisses. Ergänzung der Fehlstellen an Schnitzereien und Fassung. Festigung der kreidenden Fassung. Auftrag einer reversiblen schwarzen Lasur. Entfernung der Bronzierung und Ergänzung durch Polimentvergoldung. Ergänzung der Fehlstellen am Marmorpapier in den Schubladen. Die beiden im 19. Jahrhundert gemalten Schubladenfronten werden durch einen Bilderrestaurator überarbeitet.

Ergänzung Kapitell
Ergänzung Kapitell
Ergänzung Applikation
Ergänzung Applikation
Abnahme des Oberflächenschmutzes mit Gel auf wässriger Basis
Abnahme des Oberflächenschmutzes mit Gel auf wässriger Basis
Abnahme des vergilbten Firnisses mit Lösemittelgel
Abnahme des vergilbten Firnisses mit Lösemittelgel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kabinettschrank nach der Restaurierung
Kabinettschrank nach der Restaurierung, die drei Schubladen sind noch in Arbeit

 

Restaurierung Uhrgehäuse

Das Uhrwerk (bereits ausgebaut) stammt aus der Zeit um 1780, das vergoldete Gehäuse ist vermutlich später zu datieren. Vor der Bühne einer korinthischen Tempelarchitektur ist eine Szene aus der griechischen Mythenwelt dargestellt. Das Uhrgehäuse ist in Linde geschnitzt und vergoldet.

Uhrgehäuse vor der Restaurierung
Uhrgehäuse vor der Restaurierung

Das Ziel der Restaurierung ist die Wiederhertstellung eines einheitlichen Gesamtbildes. Ergänzung der fehlenden Bereiche, Schließen der Fehlstellen sowie Reinigung der stark verschmutzten Vergoldung.

Den Figuren fehlen zum Teil  Arme, Hände, Füße. An den korinthischen Säulenkapitälen fehlen etliche Akanthuszungen, am Krügerl fehlen Bereiche im Blumenschmuck.

Holzergänzungen
Holzergänzung
Holzergänzung
Holzergänzung

 

 

 

 

 

 

 

 

Als Ergänzungsmaterial wurde dem Original entsprechend Linde verwendet. Die Ergänzungen wurden je nach Art der der umgebenden Vergoldung entweder in Polimentmatt- oder Polimentglanzvergoldung ausgeführt. Die Figuren wurden durch Holzstäbchen (ehmalige Befestigung mit diversen Metallnägel) steckbar befestigt. Als Reinigungsmittel für die Vergoldung diente hauptsächlich Shellsol T und für einige wenige Bereiche Ethanol.

Uhrgehäuse nach der Restaurierung
Uhrgehäuse nach der Restaurierung